Rückblende beim letzten Treffen |
sheep
Mexicofahrer
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Rückblende beim letzten Treffen |
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Hallo, ich - als "neues Schaaf" hab da eine Frage, die ich bisher nirgends gefunden habe.
Ich kann diese "Rückblende" nicht einordnen. Das ist ja eigentlich das einzigste Mal, in dem Ennis zärtlich zu Jack ist. Ich verstehe nicht, warum Jack darauf gar nicht reagiert - sonst ist er ja immer derjenige, der auf Ennis zugeht. Welchen Hintergrund verstehe ich da nicht?
Außedrem ist mir der Zusamenhang zu dem Streit nicht ganz klar. Ja, in beiden Szenen geht dann Ennis weg und Jack bleibt allein zurück. Trotzdem ist mir der tiefere Sinn unklar.
Vielleicht könnt ihr mir da helfen?
LG
sheep
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27.06.2010 14:58 |
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Uschi
Administrator
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RE: Rückblende beim letzten Treffen |
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dass Jack nicht darauf reagiert kann man so eigentlich nicht sagen. Er geniesst Ennis' Zärtlichkeit, lässt sich sogar ein wenig in der Umarmung sacken. Es ist ein stilles Miteinander, eine völlige Übereinstimmung zweier Körper. So wie die beiden dastehen bilden sie eine Einheit.
Ganz anders die Szene am See, da gibt es einen völligen Gegensatz der beiden. Hier Ennis ("es ist deine Schuld, dass sich so bin... Ich halt das nicht mehr aus") und da Jack ("du hast doch keine Ahnung, wie schlimm das ist")
Das macht für mich der Sinn dieser Rückblende aus - der krasse Gegensatz von damals und heute
__________________ "When I get sad, I stop being sad and be awesome instead. True story."
(Barney Stinson)
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27.06.2010 16:09 |
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wilderness
Ranchbesitzer
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Das Buch liefert dazu meiner Meinung nach die Erklärung:
Woran Jack sich erinnerte und wonach er sich auf eine Weise sehnte, die er weder begreifen noch ignorieren konnte, war der Augenblick in jenem längst vergangenen Sommer auf dem Brokeback, als Ennis hinter ihn getreten und ihn an sich gezogen hatte, die stumme Umarmung, die einen gemeinsamen, geschlechtslosen Hunger stillte.
Lange hatten sie so vor dem Feuer gestanden, die Flammen warfen rötliche Lichtfetzten, die Schatten ihrer Körper eine einzige Säule am Felsen.
Die Minuten vergingen auf der runden Uhr in Ennis` Tasche, an den Stöcken, die im Feuer verkohlten. Sterne bohrten sich durch die flimmernde heiße Luft über dem Feuer. Ennis` Atem ging langsam und ruhig, er summte, wiegte sich ein wenig im Flackerlicht, und Jack lehnte sich an den gleichmäßigen Herzschlag, spürte die Schwingungen des Summens wie einen kribbelnden Schwachstrom und fiel stehend in einen Schclaf, der kein Schlaf war, sondern etwas anderes, eine Benommenheit, eine Verzückung.....
Was sonst hätte Jack tun sollen, als dieses Gefühl der Verbundenheit zu genießen?
Er war zum Umfallen müde, vielleicht auch überrascht von Ennis` Zärtlichkeiten - aber es war ein unwiederbringelicher Moment an Liebe und Zusammengehörigkeit.
Etwas, was die Beiden sicherlich immer im Herzen trugen....Jack auf jeden Fall.
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Unser Feuer ist eine kleine warme Insel in der Nacht. Funken steigen auf und verglühen auf ihrem Weg zu den Sternen.Marlene Röder - "Zebraland"
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27.06.2010 16:39 |
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sheep
Mexicofahrer
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Themenstarter
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Ja, das sehe ich natürlich auch so. Dieser Moment gehört für mich sowieso zu einem der schönsten und innigsten Momente.
Jack ist völlig in diesem Moment gefangen.
Als Zuschauer möchte ich am liebsten laut schreien: Ja, geniess es ....!
Trotzdem ist mir der Zusammenhang noch immer nicht klar. Daß es genau in diesem Moment (also nach dem Streit) diese Rückblende gibt, muß doch einen tieferen Sinn haben? Ist es wirklich lediglich die Darstellung der Gegensätze?
Ist dies für Jack so eine Art "Lieblingsmoment" also der Moment, an den er sich immer erinnert, wenn es für ihn gerade am schlimmsten ist? So nach dem Motto, immer wenn Ennis mir seelische Schmerzen zufügt, dann denke ich an diesen schönsten Moment meines Lebens - damit es noch mehr weh tut.
Das wäre meine persönliche Erklärung, mit der ich allerdings nicht unbedingt zufrieden bin.
Mein Problem besteht darin, daß diese Rückblende das letzte ist, was Jack vor dem Abschied mit Ennis denkt. Er wird jetzt nicht mehr bis zum nächsten vereinbarten Treffen im November abwarten, sondern versucht mit einem anderen Mann seinen Traum von einer eigenen Ranch zu verwirklichen - mit fatalen Folgen! Also kann man das auch als so eine Art von persönlichem, inneren Abschiednehmen verstehen? Wusste oder ahnte er in dem Moment, daß er Ennis wahrscheinlich nie mehr wieder sieht?
Ja, ich weis, viele Fragen..... sorry, aber darüber grüble ich halt schon seit mehreren Nächten...
LG
sheep
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27.06.2010 21:19 |
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AngLee
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RE: Rückblende beim letzten Treffen |
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Zitat: |
Original von sheep
Außedrem ist mir der Zusamenhang zu dem Streit nicht ganz klar. Ja, in beiden Szenen geht dann Ennis weg und Jack bleibt allein zurück. Trotzdem ist mir der tiefere Sinn unklar.
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Ich sehe die Szene auch wie Uschi im völligen Gegensatz zum Streit am See. Sie haben sich angeschrien und beide erkannt, dass sie nicht voneinander loskommen. Und als Ennis mal wieder das Weite sucht, sich also scheinbar nichts verändert hat, lässt Jack traurig seine Gedanken schweifen und erinnert sich an diesen Moment des vollkommenen Glücks auf dem Brokeback.
Meiner Meinung nach hat diese Szene genau den Sinn, ihre tragische Situation zu veranschaulichen: Sie bringen es nicht auf die Reihe zusammen zu leben und doch verbindet sie etwas Starkes.
Oh, du hast inzwischen auch schon wieder etwas geschrieben, sheep. Da war ich zu langsam.
Zitat: |
Original von sheep
Also kann man das auch als so eine Art von persönlichem, inneren Abschiednehmen verstehen? Wusste oder ahnte er in dem Moment, daß er Ennis wahrscheinlich nie mehr wieder sieht?
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Das ist natürlich auch eine interessante Theorie.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von AngLee: 27.06.2010 21:29.
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27.06.2010 21:25 |
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wilderness
Ranchbesitzer
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Zitat: |
Original von sheep
Mein Problem besteht darin, daß diese Rückblende das letzte ist, was Jack vor dem Abschied mit Ennis denkt. Er wird jetzt nicht mehr bis zum nächsten vereinbarten Treffen im November abwarten, sondern versucht mit einem anderen Mann seinen Traum von einer eigenen Ranch zu verwirklichen - mit fatalen Folgen! Also kann man das auch als so eine Art von persönlichem, inneren Abschiednehmen verstehen? Wusste oder ahnte er in dem Moment, daß er Ennis wahrscheinlich nie mehr wieder sieht?
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interessante Ansicht, sheep.
Wobei ich im Grunde deiner Meinung bin.
Während er Ennis nach der zärtlichen Umarmung voller Hoffnung, Zufriedenheit und Liebe hinterher sieht, zeigt mir sein Blick nach dem Streit am See, dass er nicht mehr viel Hoffnung hegt, ein gemeinsames Leben mit Ennis zu bekommen.
Jack hat resigniert - so sieht es da für mich aus.
Vielleicht ruft er sich diese Umarmung in Erinnerung, um sich zu vergegenwärtigen, was er gerne gehabt hätte und wie schlecht es dann gelaufen ist. Ein paar Treffen im Jahr, Termine, zu denen Ennis nicht kommen kann - zu wenig, um auf Dauer damit leben zu können.
Er schließt mit der Sache ab, denn dieses Gefühl der innigen Verbundenheit jenes zauberhaften Moments wird er nie mehr zurückholen können.
Vielleicht will er jenen Moment auch nicht weiter belasten, nicht mit der unglücklichen Gegenwart verdecken. Für mich endet seine Hoffnung an diesem Punkt.
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Unser Feuer ist eine kleine warme Insel in der Nacht. Funken steigen auf und verglühen auf ihrem Weg zu den Sternen.Marlene Röder - "Zebraland"
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27.06.2010 22:03 |
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Borki
Jackamstraßenrandaufheber
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Zitat: |
Original von wilderness
Jack hat resigniert - so sieht es da für mich aus.
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Ja, das habe ich auch immer so gesehen. Es ist doch immer so, wenn irgend etwas endet, dann hat man im Nachhinein immer die schönsten Erinnerungen im Herzen. All das Negative, das ist irgendwie weg!
__________________ Der alte Brokeback hat uns ganz schön erwischt !
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27.06.2010 22:50 |
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