Bei uns ist "Blue Valentine" heute angelaufen. Aber bislang will noch keiner mit mir rein.
Mal sehen, ob die Motivation für einen Alleingang ausreicht...
Soderle, jetzt aber schnell. Andi und ich waren ja am 4.8. in "Blue Valentine" und irgendwie ist es uns völlig abgegangen, dann was im Forum dazu zu sagen. Ich denke, ich bin hier thematisch richtig, da es sich noch nicht wirklich lohnt, einen eigenen Thread für den Film zu bauen, solange ihn noch nicht so viele gesehen haben...
Der Film ist toll. Hinterher ist man zwar ziemlich frustriert und kaut ewig am "Na aber warum ist denn das gelaufen, wie es gelaufen ist?" (die Schuldfrage, die sich zwangsläufig aufdrängt, kann auch nach längerem Gegrübel nicht geklärt werden), aber irgendwie ist diese Läuterung recht angenehm. Michelle Williams und Ryan Gosling spielen sehr natürlich, man kauft ihnen die Story ohne Bedenken ab. Und ihre Tochter ist sooooo süß!
Der Film erzählt ja das Entstehen und das Zerbrechen einer intensiven Liebe parallel, die Harmonie-Szenen geben sich mit dem Verfall die Klinke in die Hand und irgendwie ist das Ende von Anfang an klar und trotzdem hofft man, dass es anders kommt, als es kommen muss. Gut gemacht. Ich hab mich hinterher gleichzeitig zufrieden und unzufrieden gefühlt - zufrieden über den guten Film und unzufrieden darüber, dass er ein so authentisches Ende hatte. Was ja aber eigentlich gut ist. Ihr wisst schon.
Ich denke, ich spreche für Andi mit, wenn ich sage: Absolut zu empfehlen!
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"You look like you wanna kiss me." - "I do." - "... go on then!"
Ich war gestern Abend auch drin und ich trau mich kaum hier etwas zu schreiben, weil....der Film hat mir nicht wirklich gefallen.
Aber wahrscheinlich bin ich da wieder die Einzige... aber egal. Mein Mann und ich haben lange diskutiert, warum das so ist. Wir waren uns in der Bewertung ziemlich einig, genau so wie bei "Drei".
Natürlich zieht der Film enorm runter, weil man intensiv das Ende einer Beziehung erlebt und nebenbei noch eine Ahnung (in Rückblenden) von den rosa Anfängen bekommt. Die Story ist nicht neu und sicher schon oft erzählt worden und ich hatte auf etwas ganz Großes und Neues gehofft. Vielleicht waren meine Erwartungen einfach zu hoch?
Etwas, das ich inhaltlich sehr unbefriedigend fand war, dass ich überhaupt keine Erklärung dafür fand, warum diese Beziehung auseinander geht. Aber das war wohl vom Regisseur so gewollt, weil die beiden (Cindy und Dean) es ja auch überhaupt nicht wissen.
Ich will überhaupt nichts an den schauspielerischen Leistungen von Gosling und Williams kritisieren, die waren großartig. Auch die eher dokumentariische Art und Weise der Kameraführung war gut (die Rückblenden in besserer Qualität, das Ende mit der Handkamera gedreht und in schlechterer Qualität, so wie ein Amateurvideo). Aber mir ist es nicht gelungen, in den Film einzutauchen. Irgend etwas mit zu fühlen. Ich habe auch nicht "Die große Liebe" zu Anfang gespürt, sondern es kam mir eher so vor, dass die zwei zwar inneinander verliebt waren, aber wegen dem Kind geheiratet haben. Ohne Schwangerschaft hätten sie das vielleicht nicht getan? Ich fand, die beiden hatten von Anfang an keine richtige Basis, aus der eine dauerhafte Beziehung hätte resultieren können. Ehrlich gesagt wundert es mich, dass die zwei es überhaupt sechs Jahre miteinander ausgehalten haben. Sie haben auch nie richtig miteinander gesprochen, finde ich. Nicht mal bei der "Versöhnungsnacht" im Motel (btw, was sollte denn dieses Raumschiff mit dem drehbaren Bett???). Die Dialoge fand ich oberflächlich, mit vielen Wiederholungen und langgezogen.
Den ganzen Film empfand ich auch einfach etwas zu lang.
Die Kamera verweilt sehr lange auf den Darstellern. Das kann manchmal ganz gut sein, hier fand ich es zu extrem. Cindy minutenlang dabei zuzusehen, wie sie sich unter der Dusche die Haare ausspült...na ja. Man hat schon Spannenderes gesehen.
Und was mich total genervt hat, und vielleicht war das ein zentraler Unwohlfühl Punkt....die deutsche Synchronisierung von Dean (Ryan Gosling) war ziemlich schlecht, fand ich. Dean weint ja hin und wieder und der deutsche Synchronsprecher hat sich offensichtlich einfach die Nase zugehalten um die tränenerstickte Stimme hinzubekommen, oder? Das hat mir diese emotionalen Szenen natürlich auch verdorben, weil sie dadurch für mich unglaubwürdig wurden. Dem Synchronsprecher sollte man einen Berufswechsel nahelegen.
Fazit: Ich hatte große Erwartungen an den Film und war doch ziemlich enttäuscht, weil ich keinen Zugang gefunden habe und eigentlich froh war als er zu Ende war. Oder war das die Absicht des Regisseurs???
Ang, diese Unzufriedenheit, weil man nicht wusste, warum die beiden auseinandergegangen sind, die hatte ich auch. Aber ich glaube, dass das gewollt war.
Spoiler
Natürlich hat die Tatsache, dass Cindy schwanger war, die Beziehung der beiden enorm "beschleunigt", ein normales Paar heiratet ja nicht aus freien Stücken nur ein paar Monate nach dem Kennenlernen. Aber ich habe die intensiven Gefühle der beiden zu Beginn der Beziehung total gespürt, das hat mich sehr mitgenommen. Ich hatte schon den Eindruck, dass die beiden mehr verbunden hat als ein bisschen Verliebtheit. Allerdings konnten die zwei sich nie eine Basis aus Zweisamkeit aufbauen, da Cindy ja schon ein Kind in sich hatte und somit die ersten "unbeschwerten" Jahre für die beiden gefehlt haben. Ich denke, das ist einer der Hauptgründe für das Scheitern ihrer Beziehung.
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Original von LovelySmiley
Ang, diese Unzufriedenheit, weil man nicht wusste, warum die beiden auseinandergegangen sind, die hatte ich auch. Aber ich glaube, dass das gewollt war.
Ich glaube auch, dass das gewollt war und der Zuschauer es genau so wenig verstehen sollte wie die beiden selbst. Dadurch geht man zwar mürrisch aus dem Kino, das macht aber den Film an sich noch nicht schlecht.
Ich weiß auch nicht, aber irgendwie hat mich das ganz kribbelig und aggressiv gemacht, dass die dauernd und konsequent nebeneinander hergeredet und es scheinbar noch nicht einmal gemerkt haben.
Spoiler
@ Nebeneinander her reden: z.B. als Cindy zu Dean sagt: " Du hast so viel Potential, mach was draus." Das wiederholt sie ein paar mal (stöhn) ohne konkret zu werden, was genau sie meint. Erst nach Deans konsequenter Nachfrage spricht sie so vage etwas an ( ich glaube es war "du bist handwerklich geschickt" oder so ähnlich).
Oder die Situation im Auto, nachdem Cindy im Supermarkt ihren Ex getroffen hat. Als sie das Dean erzählt. Ich hab den Dialog nicht mehr im Kopf, aber das war irgendwie grotesk, wie die sich so verbal verfehlt haben. Das hat mich richtig wütend gemacht.
Zitat:
Original von LovelySmiley
Aber ich habe die intensiven Gefühle der beiden zu Beginn der Beziehung total gespürt, das hat mich sehr mitgenommen.
Ich glaube, wenn man das spürt, dann kann man den Film auch ganz anders sehen. Da das bei mir nicht der Fall war bin ich vielleicht auch mehr an der Oberfläche geblieben.
Dass sie so nebeneinander hergeredet haben, das war ja genau die Anzeige dafür, dass die Beziehung im Eimer ist. Sowas hab ich aber schon in vielen Filmen gesehen... die beiden haben einander nicht mehr zugehört und sich auch gar nicht mehr verstehen wollen. Gerade den Dialog im Auto fand ich genial. Sie trifft ja ihren Ex und erzählt im Auto dann ihrem Mann davon. Dann sagt sie: "Aber du brauchst dich nicht schlecht fühlen, er ist fett." (Obwohl er einen guten Körper hatte.) Metanachricht: "Wenn er gut aussehen würde, dann müsstest du dich schlecht fühlen, denn dann würde ich mich noch echt zu ihm hingezogen fühlen, weil er nicht so ein Looser ist wie du." So versteht Dean das ja dann auch, weshalb er so gereizt nachfragt, was aber Cindy natürlich alles abstreitet.
Wenn ein Paar solche Gespräche führt, dann kann man wohl nicht mehr von einer liebevollen Beziehung reden... und genau das war das Problem.
Cindy sagt ja auch am Ende in der Küche, dass sie Dean nicht mehr liebt, dass sie nichts Gutes mehr für ihn fühlt. Dann ist es ja auch kein Wunder, dass zwischen den beiden außer Streit nix läuft.
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Nachdem was ihr hier Unterschiedliches geschrieben habt, bin ich schon total gespannt. Werde es aber erst nächte Woche schaffen.
Da ich es ja dramatisch liebe und kein Fan von Hppy Ends bin, könnte er mir ja durchaus gefallen. Außerdem weiß man im RL auch oft nicht, warum dieses oder jenes passiert ist - ist also durchaus realistisch.
Zu viel will ich hier aber nicht stöbern...
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Unser Feuer ist eine kleine warme Insel in der Nacht. Funken steigen auf und verglühen auf ihrem Weg zu den Sternen.Marlene Röder - "Zebraland"
Lovely hat ja schon einiges zu "Blue Valentine" geschrieben
.
In einigen Punkten kann ich mich ihr absolut anschließen. Ich habe den Film als großartige Charakterstudie empfunden und der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart hat mir sehr gut gefallen.
Ang, ich kann aber zum Teil auch deine Kritikpunkte verstehen. Gerade was das "Aneinander vorbei reden" der beiden betrifft, das war für mich auch irgendwie skurril. Ich denke aber auch, dass das ganz bewusst so wirken sollte. Die Kommunikationsebene der beiden war mehr als gestört, das merkte man in ihren Gesprächen, aber auch in einigen anderen Situationen.
Dass die beiden allerdings nur wegen dem Baby geheiratet haben, habe ich nicht so empfunden. Cindy wollte das Baby ja eigentlich abtreiben, hat sich aber dann doch dagegen entschieden. Und ich hab es so verstanden, dass für die Entscheidung FÜR das Kind das Vertrauen auf eine Zukunft mit Dean der Grund war und dass sie wirklich glaubte, er sei ihr Mann fürs Leben. Und bei den Hochzeitsszenen wirkten die beiden auf mich nicht wie ein typisches "Pflichtheiratspaar".
Ich muss zugeben, dass ich mir auch nicht so ganz sicher bin, was ich von dem Film halten soll, aber mein Grundgefühl ist doch eher positiv. Jedenfalls würde ich mir den Film gerne ein zweites Mal ansehen, dann würde vieles vielleicht eindeutiger und klarer werden.
Sehr gut gefallen hat mir übrigens der Soundtrack. Der ist nämlich fast ausschließlich von Grizzly Bear, einer New Yorker Indie-Band, die ich schon vor einer Weile zufällig entdeckt habe. Vor allem "Foreground" ist so traumhaft schön!!
Original von wilderness
Da ich es ja dramatisch liebe und kein Fan von Hppy Ends bin, könnte er mir ja durchaus gefallen. Außerdem weiß man im RL auch oft nicht, warum dieses oder jenes passiert ist - ist also durchaus realistisch.
Oh, ich möchte jetzt nicht in die Schublade geraten "mag nur undramatische Filme mit Happy End". So ist das ganz und gar nicht.
Im Gegenteil. Aber in diesem Film dabei zuzusehen, wie alles den Bach runtergeht, war nicht mein Ding. Wenn ich mir den Film noch einmal anschauen würde, dann nur um zu sehen, ob die Synchronisation eventuell einen Großzeil der Schuld trägt, dass ich emotional nicht in diesen Film einsteigen konnte.
wilderness, ich bin schon gespannt auf deinen Eindruck!
Spoiler
Zitat:
Original von LovelySmiley
Dass sie so nebeneinander hergeredet haben, das war ja genau die Anzeige dafür, dass die Beziehung im Eimer ist. Sowas hab ich aber schon in vielen Filmen gesehen... die beiden haben einander nicht mehr zugehört und sich auch gar nicht mehr verstehen wollen.
Die Botschaft habe ich schon verstanden, sie wurde ja auch ständig wiederholt. Nur...diese Geschichte gibt es tausendfach: ein Paar heiratet, bekommt ein Kind und trennt sich nach ein paar Jahren wieder, weil sie eigentlich nichts verbindet.
Warum muss man diese deprimierende Alltagssituation in fast zwei Stunden auf der Leinwand zeigen und daran direkt anschließend meine Frage: Wozu wurde dieser Film gemacht??? Um mich zu desillulionieren?
Ich habe eine gute Rezension gefunden, die einerseits den Film und die Darsteller würdigt -Aufbau des Films und die darstellerische Leistung würdige ich auch- andererseits auch klar macht, was der Film vermittelt und das ist es glaube ich, was ich an dem Film kritisiere.
Zitat:
Die auf den ersten Blick gewöhnliche Handlung unterscheidet von konventionellen Liebesfilmen, dass sie ewige Liebe als Fiktion begreift. Sie bleibt ein Hirngespinst, das Drachen besiegt, aber nicht den Alltagstrott, das Prinzessinnen wachküsst, aber nicht eingeschlafenes Verlangen. Nie habe sie diese Liebe empfunden, sagt Cindys Großmutter. Noch schlimmer: Sie scheint es nicht genau zu wissen. Vielleicht hat sie Verliebtheit mit Liebe verwechselt. Genau wie Cindy und Dean.
Keine der finalen Enthüllungen über die Partnerschaft ist zermürbender als die, dass beide einander nicht kennen und womöglich nie gekannt haben. Dean und Cindy sind ein gewöhnliches Ehepaar. Das ist die Tragik von Cianfrances Drama. Eine unsichere Menage von Schmerzlichem und Zartem, eine bittere Hommage an die Liebe: Blue Valentine.
Ich will Liebe nicht als Illusion begreifen und ich bin davon überzeugt, dass sie alltagstauglich sein kann! Daher deprimiert mich dieser Film wohl einfach.
jetzt läuft er auch bei uns...ich ringe noch mit mir
Ich hoffe, ich habe dich nicht abgeschreckt, Uschi.
aber nein...
es laufen nur momentan soviele andere Filme, die mich auch interessieren (Cowboys und Aliens, die Schlümpfe, Crazy stupid love, Kill the boss, Bad teacher, Beginners)
__________________ "When I get sad, I stop being sad and be awesome instead. True story."
(Barney Stinson)
ich denke aber schon, dass ich mir den Film ansehen werde: Michelle UND Ryan Gosling sind außerordentlich reizvoll und das Kino ist nur fünf Fahrradminuten von mir entfernt.
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