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lundi96
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Stimmt, Eva, das paßt auch gut. Mich würde das sexuelle daran nicht so stören, denn das ist zwar nicht das einzige, was zwischen ihnen ist, aber sicherlich das, was schwieriger zu kontrollieren ist. Und no reins hat definitiv was mit fehlender Kontrolle zu tun.
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15.06.2008 22:45 |
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wolkenhimmel
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@ "no reins..."
Ich finde man muss da vielleicht auch bei Buch und Film schauen in welchem Zusammenhang es gesagt wird. Denn im Buch kommt es an anderer Stelle vor als im Film. Hatte ich ja weiter oben auch schon angedeutet.
Zitat: |
Original von Eva
Zu der Bedeutung von "no reins" habe ich immer den Bezug zu dem zuvor Gesagten hergestellt. Da sagt Ennis nämlich, dass er Angst davor hat, wenn "es sie überkommt" und das auch noch zur falschen Zeit am falschen Ort, dann wären sie tot. Er sieht also ihren "Ritt" in dieser Beziehung als "zügellos" an, weil sie sich nicht beherrschen könnten und deshalb wäre es unmöglich sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Sie sollten ihre starke Anziehungskraft aufeinander also nur im Geheimen ausleben. Alles andere wäre fatal.
An dieser Interpretation gefällt mir allerdings nicht, dass sie so stark "sexuell" ist. Eine andere Erklärung wäre mir lieber. |
So ist es im Buch und ich stimme mit eva´s Interpretation vollkommen überein.
Im Film aber kommt es etwas später:
Zitat: |
Original von DerMoment1608
...
Im Zusammenhang antwortet Ennis ja auf die Frage Jacks, wie lange sie sich irgendwo im Nirgendwo treffen werden/können, "As long as we can ride it. And no reins on this one".
...
Nun ist es ja so, dass sie bei diesen Ritt ohne Zügel auskommen müssen. Sie können also nicht steuern, wohin ihre Pferde laufen werden. Denn im Prinzip sind Zügeln ja Instrumente um Pferde zu steuern. Wenn man nun keine Zügel hat, kann man gefährliche Situationen, die am Wegesrand auftauchen können, nicht umgehen. Man ist in einer passiven Rolle. Das würde ich so übersetzen, dass Ennis ihre Beziehung auch ganz stark von äußeren Faktoren abhängig macht, wie z.B. eine Entdeckung. Darauf hat er keinen Einfluss. Wenn er Glück hat, passiert das nicht so schnell und sie können lange Reiten.
Das sind so ein paar Gedanken von mir. Aber so richtig überzeugen tun sie mich auch nicht. Die Bedeutung ist einfach viel zu übertragen. Und da passt nicht zu Ennis. |
Zitat: |
Original von wolkenhimmel
...
Da könnte dieses "no reins on this one" auch soviel wie "die Zügel nicht in der Hand haben" bedeuten. Also so ähnlich wie sich nicht unter Kontrolle haben oder aber auch das sie ihr Zusammenleben nicht selbständig entscheiden können wegen der Meinung der Außenwelt, die ja gerade Ennis sehr beeinflusst.
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Sorry, für diese viel Raum einnehmende Zusammenstellung, ich wollte es nur nochmal zusammenfassen.
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16.06.2008 00:28 |
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DerMoment1608
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Das ist ja krass
Wie kann denn sowas passieren
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14.09.2008 18:12 |
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mio
Jackamstraßenrandaufheber
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Auf meinem Weg durch das Forum habe ich mir heute diese Diskussion durchgelesen und ich war ganz begeistert über Eure Ausführungen zu "no reins on this one". Gerade dieser Satz und die deutsche Übersetzung dazu hat mir auch schon Kopfzerbrechen gemacht.
Aber nun sehe ich - dank Euch - klarer. Danke!
Es gibt noch andere Stellen, wo die Übersetzung meiner Meinung nach irgendwie nicht passt (dazu habe ich an anderer Stelle schon Ausführungen gemacht, da kannte ich diese Diskussion hier noch nicht). Was ich eigentlich komisch finde, denn schließlich sind die Übersetzer doch Profis und in beiden Sprachen heimisch und sollten doch in der Lage sein, Stellen, die nicht wörtlich zu übersetzen sind, sinngemäß zu übersetzen. Aber vielleicht ist das Problem einfach dieses: Ein Brokie hätte die Übersetzung machen müssen; also jemand, der sich so in die Geschichte vertieft wie wir.
Mein "Lieblings"-zitat aus dem Film ist übrigens "if you can´t fix it you gotta stand it".
Das ist für mich so was wie die Tragik des Films/der Grundfehler von beiden (bzw. von Ennis) zusammengefasst: Ennis und Jack können das Ganze ja nicht durchstehen/aushalten, sie gehen zugrunde. Also wäre es doch besser gewesen wenigstens zu versuchen, etwas zu ändern. Aber als sie anfangen, dass zu verstehen, ist es zu spät.
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28.09.2008 00:02 |
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socke
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Mal was anderes, ich höre mir gerade über Kopfhörer den Film an.. da kommt gerade die Szene mit wo Ennis sagt: Wenn man nichts hat dann braucht man auch nichts....
Ich weiß nicht ob das hier das Richtige ist, aber ich muss dazu was schreiben............... es klingt so furchtbar..... als ob er sich schon aufgegeben hat oder hatte.
Und dann trinken Alma Junior und er den kaffee, er sieht sie verloren an und dann sagt sie was über ihre Hochzeit und allmählich wirken seine Gesichtszüge nicht mehr so verhärtet.
Er freut sich sogar darauf... Naja vielleicht empfinde ich es gerade in diesem Moment wo ich es höre, während ich diesen Text schreibe.
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Der kleine Vogel im Sturm- nichts vermag ihn zu erschrecken, weder Wind noch Regen. Er weiß, dass hinter den Wolken seine Sonne immer noch scheint. Theresia von Lisieux
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05.10.2008 21:39 |
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Eva
Ranchbesitzer
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Zitat: |
Original von socke
Ennis sagt: Wenn man nichts hat dann braucht man auch nichts....
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Genau dieses Zitat finde ich auch faszinierend! Ich habe schon oft sehr lange darüber nachgedacht und würde mich freuen, mehrere Meinungen zu dessen Bedeutung von euch zu erfahren.
Mir fallen verschiedene Aspekte dazu ein:
1. Ennis ist mit dem Wenigen, das er hat, zufrieden. Es reicht ihm und er hat keine Wünsche. Auch in Bezug auf Jack waren ihm die wenigen Treffen genug, mehr hätte er nicht mit seinem Alibi-Leben vereinbaren können.
2. Ennis hat so wenig, weil er nicht nach mehr greifen will/kann. Er hätte zwar gerne mehr, ihm fehlt aber der Mut dazu. Und wem der Mut fehlt, der hat auch nicht mehr verdient. In Bezug auf Jack hätte er sich vielleicht auch gerne ein süßes Leben vorgestellt, weil er aber nicht darauf zugehen konnte, empfand er vielleicht die Leere zwischen den wenigen Treffen wie eine verdiente Strafe.
Was denkt ihr?
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05.10.2008 22:53 |
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mio
Jackamstraßenrandaufheber
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Socke - Das ist interessant. Was meint er damit eigentlich?
Es hört sich wirklich furchtbar an, so - wie Du gesagt hast - als hätte er sich aufgegeben.
Aber er sagt es ja als Antwort auf Alma Jr.s Feststellung: "Daddy, Du brauchst mehr Möbel." Und dass er seiner Tochter, die ihn liebt, ins Gesicht sagen will, "für mich ist das Leben eh vorbei", dass glaube ich eigentlich nicht.
Aber was er stattdessen?
Das man deshalb nichts hat, weil man nichts braucht (= auch ohne alles zufrieden ist) ? Oder dass man, wenn man nichts hat, auch von nichts "abhängig" ist?
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05.10.2008 23:02 |
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wilderness
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Ich denke eher, er fühlt sich, wie in Punkt 2 genannt. Wer ist schon glücklich, wenn er so gut wie nichts aus seinem Leben machen konnte und dann auch noch seinen Liebsten verliert?
Es klingt bei Ennis mehr nach Resignation und ein wenig Selbstmitleid.
Wenn er schon für Jack nicht bereit war, sich oder sein Leben zu ändern, für wen denn sonst? Er begreift irgendwie seine Unzulänglichkeiten und ist meiner Meinung nach traurig über sein eigenes Verhalten. Wenn man es sieht und begreift, was man damit angerichtet und verloren hat, dann ist es umso schlimmer.
Jetzt, da er nichts mehr daran ändern kann, versucht er sich mit diesem Satz vielleicht selbst zu beruhigen, irgendwie weiterzuleben, aber im Grunde seines Herzens hat er doch bestimmt auch manchmal von einem gemeinsamen Leben geträumt, konnte aber nie über seinen eigenen Schatten springen.
Dass er so traurig und einsam zurückbleibt, das zerreißt mir jedesmal fast das Herz und die Frage, ob es nicht doch irgendwo eine Chance gegeben hätte.
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Unser Feuer ist eine kleine warme Insel in der Nacht. Funken steigen auf und verglühen auf ihrem Weg zu den Sternen.Marlene Röder - "Zebraland"
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05.10.2008 23:18 |
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mio
Jackamstraßenrandaufheber
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Eva - da warst Du schneller!
(Ich habe mir die Szene gerade nochmal angeschaut und konnte mich natürlich nicht gleich wieder losreissen.)
Wenn ich nun Deine Gedanken dazu lese, könnte ich mir auch folgendes vorstellen: Ennis sagt das ja, um seine Tochter zu beruhigen, und meint damit vordergründig, dass er mit dem Wenigen was er hat, zufrieden ist. Aber für sich selbst meint er damit (und deshalb lebt er auch so), dass er nicht mehr verdient hat, da er nicht den Mut hatte für ein besseres Leben mit Jack.
Hm, ich glaube, er hat sich da wirklich schon mehr oder weniger aufgegeben.
Er lebt nur noch so vor sich hin.
Aber warum klebt er dann die Zahlen auf den Briefkasten, das passt ja nicht ganz dazu?
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05.10.2008 23:21 |
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mio
Jackamstraßenrandaufheber
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Heieiei - wilderness - Deine Antwort hatte ich jetzt auch noch nicht gelesen, als ich meinen erneuten Beitrag eingestellt habe. Ich muss mir mal angewöhnen, nochmal runterzuscrollen, bevor ich meine Antworten erstelle!
Mir zerreisst diese Szene auch jedesmal das Herz!
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05.10.2008 23:27 |
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DerMoment1608
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Ich habe den Satz eigentlich immer aus rein finanzieller Sicht gesehen. Dass das Geld bei Ennis hinten und vorne nicht reicht, wissen wir ja. So kann er sich auch keine neuen Möbel leisten. Der Satz ist dann so ein bisschen Galgenhumor.
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06.10.2008 02:15 |
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socke
Whiskytrinker
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Zitat: |
Original von DerMoment1608
Ich habe den Satz eigentlich immer aus rein finanzieller Sicht gesehen. Dass das Geld bei Ennis hinten und vorne nicht reicht, wissen wir ja. So kann er sich auch keine neuen Möbel leisten. Der Satz ist dann so ein bisschen Galgenhumor. |
Stimmt im Prinzip schon, aber gestern in der deutschen Synchronfassung und das über Kopfhöher kam mir es irgendwie anders rüber, wie schon geschrieben hatte kam bei mir dann der Eindruck rüber,so als ob er sich aufgegeben hätte.
Aber man kann es durchaus auch so sehen.... aber dann wieder in dem Schlusssatz: ich schwörs Dir, während er die Hemden betrachtet... ich weiß nicht, und dann koppel ich das noch mit dem Buch und dann kommt mir Ennis so verloren vor.
Naja.... ist halt das Auge des Betrachters.
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06.10.2008 10:12 |
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wolkenhimmel
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@ Wenn man nichts hat dann braucht man auch nichts....
Ich schließe mich Moment an. Ich habe in diesem Satz nie eine tiefere Bedeutung gesehen als dass Ennis nun mal wenig "Güter" hat (wegen wenig Geld oder für mich auch eher weil er einfach nicht viele Dinge zum Leben braucht) und folglich auch nicht viel Möbel benötigt um seine Sachen unterzubringen.
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06.10.2008 10:24 |
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lundi96
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Ich habe das immer so aufgefaßt, daß er wirklich nicht mehr Möbel braucht, weil er einfach ein bescheidener Mann ist. Wenn er mehr gebraucht hätte, hätte er sie sich schon gekauft, aber er hat sie noch nicht vermißt. Also - wenn man keine hat, dann braucht man sie auch nicht. Ich habe das nicht negativ aufgefaßt.
Ich denke zwar, daß seine finanzielle Situation nicht gerade rosig ist, aber durchaus schon mal schlechter war. Der Unterhalt für Junior ist doch vermutlich schon weggefallen, wo sie jetzt 19 ist, aber spätestens nach der Heirat fällt er weg und er braucht auch nicht mehr frei für Jack, so daß er einen Job mal länger behalten kann, was sich sicher positiv auf auf seinen Lohn auswirkt. Und die Miete für den Trailer ist sicher auch gering.
Außerdem glaube ich, daß Ennis mit dem Tod von Jack klar kommt. Es ist zwar ein großer Schicksalsschlag, aber Ennis ist Kummer gewöhnt, er hat ja schon als kleiner Junge beide Eltern plötzlich verloren, das ist sicher nicht weniger schlimm als Jacks Tod. Und er hatte ein hartes Leben danach und kam damit klar. Er ist bescheiden und genügsam, vielleicht von Natur aus, vielleicht hat ihn das Leben dazu gemacht, und sein Motto war ja schon immer "Was man nicht ändern kann, muß man eben aushalten". Deshalb glaube ich nicht, daß er sich irgendwie aufgibt, ich glaube, Ennis ist ein zäher Bursche, der einfach immer weiter macht. Ich glaube, Jack wäre viel schlechter mit Ennis Tod klar gekommen als andersrum.
Wolkenhimmel, Du warst schneller
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von lundi96: 06.10.2008 10:27.
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06.10.2008 10:26 |
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lizzy
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Ich weiß nicht. Ich hab den Satz "Wenn man nichts hat dann braucht man auch nichts" immer auf seine innere Leere bezogen, die in ihm ist seit Jacks Tod.
Nichts, auch keine materiellen Dinge, können diese Leere ausfüllen, also braucht er sie auch nicht.
LG Lizzy
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Leben ist, was uns zustößt, während wir uns etwas ganz anderes vorgenommen haben.
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06.10.2008 11:26 |
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Andi
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Hm, also ich finde eigentlich gar nicht, dass dieser Satz so resignierend wirkt. Weder in der Originalfassung noch in der Synchro. Ich denke eher, dass Ennis wirklich nicht mehr Möbel gebraucht und gewollt hat. Denn das, was er vermisst, sind keine materiellen Gegenstände und das kann ihm auch keiner mehr geben.
Hundertprozentig glücklich kann er nicht mehr werden, das ist klar, aber er kommt trotzdem irgendwie klar. Ennis war nun mal so.
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06.10.2008 17:53 |
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lundi96
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Cyanus, was meinst Du genau, was ich wirklich glaube? Daß Ennis mit Jacks Tod klar kommt oder daß der Tod seiner Eltern genauso schlimm war?
Ich glaube beides. Ich glaube sogar, daß der Tod der Eltern für ein Kind oder eben Ennis als Kind schlimmer ist als der Tod von Jack. Als Kind ist der Tod so ein abstrakter Schrecken und die Verzweiflung und Angst vor dem, wie es weitergeht, stelle ich mir als Kind auch sehr schlimm vor. Ich zumindest hatte als Kind immer Angst, daß meinen Eltern was passiert und ich allein zurück bleibe. Ich wollte immer, daß sie mit rauchen aufhören, weil ich in der Schule gelernt hatte, daß so was zum Tod führen kann. Ich bin mit dem Tod meines Vaters viel besser klar gekommen, als ich 27 war, als wenn ich 10 gewesen wäre. ICH käme heute mit dem Tod von JEDEM besser klar, als wenn als Kind meine Eltern gestorben wären, weil ich dem Tod mittlerweile öfter begegnet bin und gelernt habe, daß er jeden jederzeit treffen kann (und wird) und es trotzdem immer weiter geht. Und ich stelle mir vor, daß es Ennis genauso geht, daß er eben auch durch den Tod seiner Eltern gelernt hat mit dem Tod umzugehen und ihn zu akzeptieren und deshalb mit Jacks Tod klar kommt.
Vielleicht klang meine Ausdrucksweise, er kommt damit klar, zu positiv oder zumindest zu leichtfertig. Andi hat das besser ausgedrückt, was ich meinte: Zitat: Hundertprozentig glücklich kann er nicht mehr werden, das ist klar, aber er kommt trotzdem irgendwie klar. Ennis war nun mal so. Zitatende
Ich glaube nicht, daß Ennis daran zerbrochen ist. Jack wäre es vermutlich, aber Ennis nicht. Was natürlich nicht heißt, daß er nicht für den Rest seines Lebens immer ein bißchen getrauert hat, aber ich glaube nicht, daß er GAR KEINE Freude mehr am Leben gehabt hat und nur noch vor sich hinvegetiert (jetzt mal überspitzt formuliert). Dafür hatte er ja z.B. noch seine Kinder oder zukünftige Enkel und sein Job mit den Tieren hat ihm sicher auch ein gewisses Maß an Zufriedenheit geschenkt, die natürlich niemals an das Glück mit Jack ranreicht, aber ich denke, für Ennis reicht das, er ist bescheiden und schneller zufrieden zu stellen, was man ja schon daran sieht, daß ihm die paar Treffen im Jahr gereicht haben. Vielleicht kann man es so ausdrücken, daß er nicht mehr GLÜCKLICH geworden wäre, aber ZUFRIEDEN (mit unterschwelliger Trauer), denke ich, mit der Zeit schon.
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06.10.2008 23:06 |
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DerMoment1608
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Lundi, ich finde den Gedanken, dass Ennis mit dem Tod seiner Eltern klar gekommen ist und deshalb auch mit dem Tod Jacks klarkommen wird sehr interessant. Trotzdem denke ich, dass der Tod Jacks Ennis gebrochen hat.
Damit meine ich jetzt nicht, dass Ennis sich aufgibt. Er wird weiter gemacht haben. Doch was ist von ihm noch übrig? Nur noch eine leere Hülle. Was sein Leben bestimmt sind Erinnerungen an Jack. Das wird im ersten Abschnitt des Buches sehr schön deutlich: und trotzdem durchströmt ihn ein Lustgefühl, weil er von Jack Twist geträumt hat [...] [Ennis] lässt ein Standfoto aus dem Traum herangleiten. Wenn er die Aufmerksamkeit nicht zu gewaltsam darauf lenkt, könnte der Tag gerettet sein. Den Rest seines Lebens wird er ziemlich "mechanich" vor sich hin gelebt haben.
Natürlich wird er auch Freuden gehabt haben, wie die Hochzeit seiner Tochter. Doch das sind kurze, seltene Augenblicke, die im Vergleich zu den Glücksgefühlen beim Zusammensein mit Jack extrem klein sind.
Aber selbst die Momente mit seinen Töchtern, die das einzige sind, das wirklich noch Licht in sein Leben bringt, werden wahrscheinlich immer weniger werden, weil seine Töchter einfach "pflügge" werden und eigene Leben führen. Außerdem stellt sich die Frage, ob er in der Zeit zwischen Jacks Tod und dem Besuch von Junior überhaupt Kontakt zu ihnen hatte.
Vielleicht meinst Du es gar nicht so anders, aber mir ist selbst die Formulierung "zufrieden" zu positiv.
Um aber jetzt aber auf den Tod von Ennis' Eltern und von Jack zurückzukommen: Ich denke, zwischen beiden besteht ein großer Unterschied. Bei den Tod seiner Eltern handelt es sich "nur" um den Verlust geliebter Personen. Bei Jack dagegen spielen zusätzlich noch eine ganze Reihe andere Dinge eine Rolle. In Ennis sind nicht nur Trauergefühle, da sind gleichzeitig Schuldgefühle, das Wissen um Worte, die nie gesagt wurden, und ganz entscheidend das Wissen um vertane Chancen.
Außerdem hatte Ennis nach dem Tod, so schwer das war, immer noch eine Perspektive, das Wissen, dass ihm das Leben zukünftig noch etwas geben wird. Aber hat er das jetzt noch? Nicht wirklich.
Deshalb denke ich, dass sich Ennis zwar mit dem Tod Jacks arrangieren konnte, verarbeiten konnte er ihn aber nicht.
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07.10.2008 19:46 |
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