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Geschrieben von AngLee am 07.12.2014 um 21:52:

 

Eine erste Kritik zur Premiere auf der Theater-Facebookseite:

Zitat:
Brigitte Zölsch

Als Gesamtkunstwerk betrachtet: Gut gespielt, toll gesungen, passendes Bühnenbild, stimmige Kostümierung, rein orchestral - in Kenntnis der 12-Tonmusik - echt hörbar, aber als Oper schon "schwierig". Als eingängig kann man das Werk sicher nicht bezeichnen und einzelne Arien werden wohl sicher nicht mit denen alter Komponisten gleichziehen. Es war aber eine Erfahrung mit Bildungscharakter. Auch wenn es nicht meinen persönlichen Musikgeschmack getroffen hat, es war sehr interessant, der 2. Akt war "besser", ein Spitzen- Libretto und ein ganz großes Lob an alle Beteiligten! smile

Quelle



Geschrieben von gerhardr am 08.12.2014 um 09:30:

 

Auf der Seite von WDR 3. Etwas hintunterscrollen. Da befindet sich ein ca. 6 minütiges Gespräch mit Ulrike Gondorf (ich vermute mal, eine Kritikerin), die BBM gestern gesehen hat.
Sehr kluge Worte und eine sehr gute Kritik von Frau Gondorf!

Ein Gespräch mit Ulrike Gondorf



Geschrieben von helga am 08.12.2014 um 09:40:

 

Finde ich auch ...



Geschrieben von Eva am 08.12.2014 um 10:58:

 

Frau Gondorf hat wirklich sehr gut gesprochen. Sie meinte, dass die "sperrige Musik" der BbM-Oper im Wege stehen würde, in der Zukunft einen Status wie Boheme, La Traviata oder Tristan zu erreichen. Das glaube ich leider auch. unglücklich Vielleicht war es einfach Pech, dass ausgerechnet Charles Wuorinen sich der Oper angenommen hat......unglücklich
Mir persönlich wäre alles - wirklich alles - lieber gewesen als diese grauenhafte Musik. Trotzdem freue ich mich sehr auf die Inszenierung.smile



Geschrieben von gerhardr am 08.12.2014 um 11:53:

 

Und noch eine super Kritik:
"Die Oper hat großes Erlebnispotential"
"Der Jubel war [...] richtig groß"

Die Musik wird in dieser Kritik auch positiv bewertet!

DKultur

Ich freue mich schon auf Aachen smile



Geschrieben von gerhardr am 08.12.2014 um 12:25:

 

Noch ein Artikel zur Opernaufführung in Aachen:

Innen schwul, außen Cowboy



Geschrieben von helga am 08.12.2014 um 12:35:

 

Danke, gerhardr Hut



Geschrieben von AngLee am 08.12.2014 um 13:46:

 

Das ist ja ein Service hier. Da kommt man von der Arbeit nach Hause und die Kritiken sind schon fein säuberlich aufgespürt und hier gepostet. Da braucht man nur noch zu lesen/hören. smile

Ich habe mich da gerade durchgearbeitet und alles aufgesaugt.

Was mir auffällt: Die Kritiken sind durchweg positiv die Musik wird kaum niedergemacht. Sie ist schwierig, das wird zwar eingeräumt, aber sie wird auch dem Thema gerecht und ergänzt sogar, wo Worte nicht beschreiben können (z.B. Weite der Berge, etc.)
Frau Gondorf kritisiert ja eher, dass es zu viele Worte sind, die dann manchmal schon etwas kitschig wirken.
Ob die Oper ihren Status finden wird? Hm, das kann man wohl noch nicht sagen. Aber auf alle Fälle wird sie immer herausstechen und daher empfinde ich es nicht so sehr als Pech, Eva, dass C.W. sich ihrer angenommen hat. Augenzwinkern

Sehr schön fand ich das, was Stefan Klein (DKultur/Fazit) sagte:

"Wenn man sich auf diese Oper einlässt, hat sie ein großes Erlebnispotential".

Das denke ich auch. Es ist sehr stark eine Sache des "darauf Einlassens". Man kann sich nicht einfach hinsetzen und erwarten, dasss man unterhalten wird.

Sehr bemerkenswert fand ich auch die Aussage, dass Ludger Engels einen sehr konsequenten Weg in seiner Inszenierung gegangen ist und sich vom Film gelöst hat indem er erst gar keine Filmelemente auf die Bühne gebracht hat.

Und der Berg.....der immer auf dem Dachboden ist als Symbol dafür, dass er nie aus den Köpfen von Ennis und Jack verschwindet. Genial.

Und dann fand ich auch die Äußerung von Engels gut, dass er den Blick auf die unglücklichen, frustrierten Ehefrauen, mehr als die Vorlage vorgibt, fokussiert um das Leid der Familien darzustellen.

Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass alle, die sich hier zu Wort gemeldet haben, begriffen haben, worum es in BBM geht. Und dass es hier auch nicht um Einforderung von "Homorechten" geht, sondern dass allein die selbstverständliche Art, wie eine Liebe zwischen Männern dargestellt wird, sie auch gleichwertig macht (so ähnlich war es ausgedrück...)

Ich finde auch die Art, wie sich Mark Omvlee und Christian Tschelebiew an die Rolle herangearbeitet haben sehr sympathisch.

Also ich bin bereit, mich darauf einzulassen und freue mich schon ziemlich auf Aachen!



Geschrieben von AngLee am 08.12.2014 um 21:38:

 

Diese Kritik ist nicht ganz so gut. Aber Ludger Engels Regie, das Sinfonieorchester Aachen und die Leistung der Sänger wird immer wieder gelobt.

Zitat:
Mark Omvlee und Christian Tschelebiew liefern sich ihren Rollen aus, haben diese große Liebe in Körper und Stimme, ...

Welt in Fetzen
*******
Gelobt werden sie auch hier:

Die Oper Brokeback Mountain begeistert in Aachen


Zitat:

Die beiden Hauptdarsteller, der Tenor Mark Omvlee und der Bariton Christian Tschelebiew sind grandios. Sie spielen und singen in einer wirklich atemberaubenden Perfektion und Glaubwürdigkeit. Sie stehen im wahrsten Sinne des Wortes im Mittelpunkt dieser Oper, die zwar modern, aber nie wirklich avantgardistisch klingt.


Allerdings enthält der Artikel Fehler. Da wird behauptet, dass Annie Proulx berseits das das Drehbuch zum Film von Ang Lee geschrieben hätte.... huh

Und zum Schluss des Artikels noch etwas Ermutigung:
Zitat:
Aber so wird Bokeback Mountain selbst für Nicht-Kenner zu einem guten Einstieg in moderne Oper. Denn die Handlung ist dank des Films bekannt und die Musik sehr zugänglich.

... okay, über den Tippfehler sehen wir jetzt mal hinweg. großes Grinsen
**********
Hier wird zwar die Musik kritisiert,
Zitat:
Der Musik mangelt es an theatralischer Vision


aber es geht wieder ein großes Lob an Sänger, Bühnenbild, etc.

Zitat:
Grandiose Sänger haben die hoffnungslose Liebe in Körper und Stimme

Christian Tschelebiew spielt das grandios aus. Und er hat die Stimme dafür, einen warmen, flexiblen, eher hoch gelagerten Bass, den man einfach gern haben muss. Jack ist Mark Omvlee, mit etwas engem, aber sehr charmantem Tenor. Beide haben diese große, hoffnungslose Liebe in Körper und Stimme und zeichnen, von Ludger Engels behutsam geführt, darüber hinaus das Porträt von Männern, die dem Fortschritt der Verstädterung hilflos ausgeliefert sind. Die sich vom Leben draußen, von der physischen Auseinandersetzung mit der Natur und ihren eigenen Trieben und Kräften nicht lösen können oder wollen. Aber die Komposition retten können weder sie, noch das von Polina Artsis hervorragend angeführte restliche Ensemble. Vielleicht sollte man einfach keine Literaturopern mehr schreiben!


Opern-Kritik: Theater Aachen – Brokeback Mountain
Schwule Liebe – schreiende Klangfragmente



Geschrieben von AngLee am 09.12.2014 um 09:35:

 

Ich stoße gerade rein zufällig Augen rollen auf einen weiteren durchaus positiven Artikel zur Opernpremiere mit dem Fazit:

Zitat:
Man muss die Musik nicht mögen. Die Geschichte und ihre Umsetzung bewegen aber allemal.


Es wird noch etwas genauer auf die Bühnengestaltung eingegangen. Sehr interessant fand ich, wo Jacks Zimmer liegt, in das Ennis zum Schluss hiaufsteigt.

Und die darstellerische Leistung von Omvlee und Tschelebiew wird als filmreif eigestuft.

Berg voller Hindernisse

Hatte ich schon erwähnt, dass ich mich auf Aachen freue????



Geschrieben von helga am 09.12.2014 um 16:57:

 

http://www.newswalk.info/aachen-in-aachen-hatte-brokeback-mountain-als-musiktheater-deutschlandpremiere-von-653634.html Hut



Geschrieben von AngLee am 09.12.2014 um 20:11:

 

Danke Helga, die Kritiken wachsen momenmtan ja quasi aus dem Boden. großes Grinsen

In einer anderen Kritik hatte ich schon über ein traditionelles "Tanzmariechen"??? gelesen, das in den Aachener Aufführungen erscheint. Es könnte evtl. dieses Wese sein:

Zitat:
Wuorinens Anleihen an traditionelle Opernformen beantwortet Engels mit Ironie: Ein Fast-Nackedei stöckelt mit Plakaten über die Bühne. Man schmunzelt, bei all dem Liebesleid.

Quelle

Hm.......



Geschrieben von gerhardr am 10.12.2014 um 09:43:

 

Zitat:
Original von Eva

Ich kann Tschelebiew übrigens total gut verstehen, wenn er sagt die Oper wäre das Heftigste gewesen, was er bis jetzt im Leben singen musste. Die Musik ginge "gegen den menschlichen Herzschlag". Da hat er recht und es ist das, was mir noch ein bisschen Bauchweh bereitet. Ich hoffe, ich halte durch, diese Musik eine Oper lang zu ertragen. unsicher


Vielleicht hilft ein Ausspruch, den Herr gerhardr nach der Vorstellung in Madrid getätigt hat großes Grinsen :

Zitat:

Da ist so viel los auf der Bühne, da stört die Musik nicht weiter!



Geschrieben von AngLee am 10.12.2014 um 13:49:

 

Mal ein ziemlich blöder Kommentar. Der Schreiberling hat offensichtlich das Bedürfnis in belächelnder Ausdrucksweise auf BBM herabzuschauen. Man hört quasi die näselnde Simme .... Dry

Frieder Reininghaus
Begrenzte Rührung im Grenzland – Die deutsche Erstaufführung von Charles Wourinens Oper „Brokeback Mountain“ in Aachen


Zwei kleine Kostbeispiele daraus:
Zitat:
Die beiden Burschen [Ennis und Jack] beschwören mit ihrer Verdruckstheit und dem sporadischen Doppelleben Konflikte für sich und ihre sozialen Umfelder herauf.

Frieder scheint hier kaum etwas begriffen zu haben wenn er meint, dass allein die beiden Männer dieses Unheil verursachen.

Zitat:
Gérard Mortier ließ sich von Lees gefühlsintensivem Film inspirieren. Als der Kulturmanager im Anschluss an seine Tätigkeit als Direktor der Pariser Nationaloper zum Intendanten in New York bestellt wurde, orderte er bei Charles Wourinen, einem New Yorker Komponisten mit finnischen Wurzeln, eine Oper über das offensichtlich in manchen Milieus und Regionen fortdauernd virulente Sujet.

In manchen Milieus??? Meint der uns???



Geschrieben von brando am 10.12.2014 um 14:31:

 

großes Grinsen

Genial. großes Grinsen

Ja, offenbar meint der Rezensent tatsächlich auch uns.

Oder vielleicht seine Frau. Oder andere nahe Verwandte, die dem fortdauernd virulenten Sujet verfallen sind.


Und jetzt meditiere ich darüber, ob er mit den Regionen auch den Spessart meint.




Geschrieben von AngLee am 10.12.2014 um 15:17:

 

Lachen Lachen Lachen brando, ich erliege hier gerade einem LACHKRAMPF: Lachen Lachen Lachen



Geschrieben von gerhardr am 10.12.2014 um 20:23:

 

Diese Kritik hatten wir, glaube ich, noch nicht:

Annie Proulx wird sehr gelobt:

Zitat:

[...] verdichtete die Autorin persönlich zu einer so stringent einfachen Handlung, wie es sich deutsche Librettisten kaum wagen würden. Der Erfolg gibt ihr Recht. Entstanden ist ein schnörkelloses Libretto, das die Handlung ohne Umwege schlicht und pointiert zusammenfasst, sich dabei auf wenige Hauptfiguren konzentriert und dem Komponisten eine äußerst bühnentaugliche Vorlage bietet.


Die Musik kommt auch nicht so schlecht weg:

Zitat:

Annie Proulx fügt alle Vorurteile, Einwände und Gefahren, denen homosexuelle Paare – nicht nur – in Provinznestern amerikanischer Südstaaten oft noch ausgesetzt sind, einfühlsam und klischeelos zu einer schlichten Liebesgeschichte ohne tuntige oder anrüchige Anstriche, aber auch ohne Vorwürfe oder appellierenden Pathos zusammen. Und die herbe Tonsprache Wuorinens verstärkt diese Haltung, auch wenn das Orchester arg kleinschrittig und ein wenig geschwätzig jeden Satz kommentieren muss. Den Schwerpunkt legt Wuorinen ohnehin auf die Singstimmen, die mit wachsender Zuneigung der beiden Männer immer kantabler, in ihren sich dramatisch zuspitzenden Ehekrisen immer schroffer geführt werden.


Ja, ja, das Orchester schien mir gleich etwas zu geschwätzig zu sein. großes Grinsen

Interessant:

Zitat:

Geschickt, wie die Gipfel des Bergs am Ende das Bett in Jacks Zimmer wie ein kantiges Plumeau füllen


Die Leistung der Sänger und des Ensembles wird ebenfalls sehr positiv bewertet.

Quelle



Geschrieben von helga am 11.12.2014 um 16:52:

 

http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/kultur/Der-Hollywood-Film-ist-in-Aachen-als-Oper-zu-erleben-article1516168.html smile



Geschrieben von Uschi am 11.12.2014 um 17:47:

 

Lachen

das kommt davon, wenn man seine Tages-Zeitung nur zur Hälfte liest - den Kulturteil habe ich gar nicht mehr gesehen.

Gut, dass Helga aufgepasst hat smile



Geschrieben von gerhardr am 12.12.2014 um 21:32:

 

Der Kritiker Werner Häußner scheint mir BBM sehr gut verstanden zu haben. Sieht man von seltsamen Wortschöpfungen ab (veropern, musikalisieren großes Grinsen ) kann ich seine Kritik voll und ganz unterschreiben.

Hier gibt er die Antwort auf die Frage, warum die Opernfassung ihre eigene Berechtigung hat und vergleicht den Komponisten mit Größen wie Gluck, Händel und Verdi:

Zitat:

Wer sich fragt, wozu ein gelungener Film noch veropert werden muss, erhält in der Musik die Antwort: Wuorinens „Brokeback Mountain“ thematisiert einen Konflikt, der so wenig an historische Konkretion gebunden ist wie Glucks „Iphigenien“, Händels Heroen-Opern oder Verdis Melodramen. Sie bewahrt die Geschichte auch davor, sich als schmalziges Coming-Out-Dramolett zu musikalisieren, relevant nur für Teile der Gay-Community. Dass hier zwei Männer aufeinander treffen, die ihre Liebe zueinander entdecken, aber nicht offen leben können, ist nicht der allein entscheidende Punkt. Auch nicht das Schema der großen, reinen Liebe in einer feindlichen Gesellschaft, wie es andere Opern zur Genüge durchbuchstabiert haben. Denn Jack und vor allem Ennis, die beiden Protagonisten, können ihre Liebe nicht leben, weil sie selbst gefangen sind in ihren begrenzten Vorstellungen von dem, was ein gelingendes Leben ausmacht. Dass beide heiraten und Kinder bekommen, ist nicht nur die Erfüllung gesellschaftlicher Rollenerwartungen. Sondern auch der Ausdruck ihres Strebens, eben nicht „anders“ als die Anderen zu sein.


Das folgende Zitat erinnert mich an die Diskussion, die wir hier auch schon hatten: werden in BBM universale Themen behandelt, oder ist es ein "gay spezifischer Film". Frank hat ja hier gepostet, dass das kein "Entweder Oder" sein muss, sondern auch ein "Sowohl als auch" sein kann. Der Kritiker Werner Häußner sieht es auch so:

Zitat:

Das Scheitern dieser permanenten Selbstverleugnung ist das große, erschütternde Thema der Oper – und das betrifft jeden, gleich welcher sexueller Präferenz. Es wird aber, und damit hat die Fixierung auf ein schwules Paar ihren tiefen Sinn, durch die existenzielle Außenseiterrolle der beiden Männer noch verschärft.


Und zur Frage, ob die Oper eine Zukunft hat:

Zitat:

Wuorinens „Brokeback Mountain“ könnte über die Erstaufführungs-Sensationshascherei hinaus eine Zukunft haben, weil es dieser Oper gelingt, ein zeitloses Thema in einer ungewöhnlichen Konstellation zur Sprache zu bringen


Quelle

Edit: Ich glaube "veropern" ist mein neues Lieblingswort. Schade, dass man es selten verwenden kann großes Grinsen


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