Jack oder Ennis? Wer seid ihr? |
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DerMoment1608
Ranchbesitzer
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Ich bin auch eher Ennis. Eher ruhig, schweigsam, viel nachdenkend. Ich mache die meisten Sachen mit mir selbst aus und rede nicht darüber.
Und auch die Ängste von Ennis sind mir alles andere als unbekannt. An meinem Coming out habe ich sehr lange zu knaubeln gehabt. Als ich es dann endlich akzeptiert hatte, brauchte ich aber dann noch ewig, um mich bei meinen besten Freunden + Eltern zu outen. Obwohl ich wusste, dass sie mit ziemlicher Sicherheit kein Problem damit haben würden. In Ennis' Umgebung hätte ich mich wohl kaum anders verhalten.
Auch dass Ennis zu ganz intensiven Gefühlen fähig ist, sie aber nicht nach außen trägt, ist bei mir so.
Außerdem bin ich ebenfalls sehr regelbewusst. Aber trotzdem kann ich für Dinge, die mir sehr wichtig sind sagen "scheiß drauf". Und das unterscheidet mich von Ennis dann doch.
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22.04.2007 03:14 |
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Vera
Rodeocowboy
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Ich bin schon jack, aber irgendwo auch wieder Ennis... Ich fühle mich wie Jack, sehe mich selber als Jack, weil ich im Film sofort wusste, wie er sich gefühlt haben muss, und es auch gleich nachempfinden konnte. Allerdings glaube ich, dass ich auf andere eher wie Ennis wirke, weil ich erst sehr distanziert mit Fremden umgehe... Also bin ich sozusagen erst Ennis, taue dann auf und werde zu Jack.
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22.04.2007 21:31 |
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Provocateur
Whiskytrinker
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Also ich bin eher Jack.
Schon vor BBM habe ich immer wieder gesagt das jeder zu seinen Gefühlen bzw. zu seiner Persönlichkeit stehen soll.
Im Allgemeinen bin ich sehr offen, wenn mir Menschen gefallen gehe ich auf sie zu, doch wenn dem nicht so ist dann halt nicht.
"People hate or love me, but I'll always bothering you"
Ich sage meistens was ich denke und scheue keine Konflikte, sofern sie nicht ausufern.
Im Film hat mir Ennis zwar total Leid getan, aber anfangs habe ich immer gesagt das Ennis mal was tun soll.
Muss aber zugeben das ich mich wahrscheinlich wie Jack auch in eine leidenschaftliche Affäre gestürzt hätte. Und auch während den 20 Jahren hätte ich sicher etwas mit anderen gehabt ... da verstehe ich Jack's Mexico Besuche vollkommen.
Ich mein, Jack hatte ja keine Wahl gehabt. Lureen hätte ihm nie das geben können was er braucht
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__________________ Hello, it's Vintage.
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04.05.2007 22:49 |
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Huck Finn
Truthahnschneider
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Vom Charakter her bin ich auch mehr Jack, aber in jüngeren Jahren war ich mehr ein Ennis-Typ. Ich hatte mein "Comming-Out" auch erst relativ spät und meiner Mutter hatte ich es noch später gebeichtet. Mein Vater weiß es bis heute noch nicht ( Homohasser ), aber zu dem habe ich sowieso keinen Kontakt mehr.
Vielleicht kann ich mich deswegen auch so gut in Ennis seine Lage versetzen ( und berührt mich der Film so wahnsinnig ). Obwohl ich persönlich auch mehr dazu tendiere, dass er spätestens nach der Scheidung oder beim letzten Treffen über seinen Schatten hätte springen müssen. Mir kommt diese stoische Verweigerungshaltung von Ennis deswegen auch manchmal nicht mehr authentisch vor. Als doch zu arg von Annie Proulx konstruiert. Ich meine, was hatte Ennis denn noch zu verlieren? Mein Gott, er hätte es doch ab diesem Stadium mit Jack nun wirklich wagen können!!? Für mich ist das ( mehr sogar als das Ende, aber das resultiert ja eben aus diesem Aspekt ) auch der Schwachpunkt in der ganzen Geschichte. Das ist doch geradezu unmenschlich was Ennis sich selbst da antut.
Ich hatte in meinem Leben eine ähnliche Situation: Es gab da mal eine Phase, wo ich kirchlich sehr aktiv war. Ich hatte die christliche Lehre voll verinnerlicht. Im katholischen Glauben wird Homosexualität ja nun gar nicht toleriert. Zumindest darf man sie nicht ausleben. Ich meinte damals, alles in den Griff kriegen zu können: Nicht sündigen und gegen den eigenen Trieb ankämpfen. Ja, aber dann hatte ich jemanden kennengelernt in dem ich mich zum ersten Mal so richtig verliebt hatte. Und nun stand ich plötzlich vor einer Situation, die mich total überfordert hatte. Einige Zeit versuchte ich damit klar zu kommen. Aber ab einem gewissen Stadium ging es einfach nicht mehr. Und ohne jede Theatralik kann ich sagen, dass ich fast daran zerbrochen wäre.
Ergebnis: Ich habe die Kirche sein lassen, aber meine große Liebe hat sich auch nicht erfüllt.
Ich wollte letztlich nur darauf hinaus: Man muß irgendwann einen Schlußstrich ziehen bevor es einen umbringt. Das sind enorme Konflikte die sich da abspielen aber man reift gewaltig.
Und das fehlt mir bei Ennis. Er hätte einsehen müssen, dass er sich nicht mehr länger wehren kann, weil es ihn sonst umbringen würde ( letztlich tat es dann ja auch ) und er hatte doch nichts mehr zu verlieren. Also ich komme damit einfach nicht klar. Das ist alles so furchtbar trostlos. Andereseits geht es ja eben auch um verpaßte Lebenschancen, Irrwege, Selbstüberschätzungen und wie Menschen daran regelrecht verkümmern.
Ach, dass ist alles so furchtbar schrecklich...
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06.05.2007 13:53 |
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Brookie
Ranchbesitzer
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@ Huck:
Aber gerade deshalb nimmt uns dieser Film ja so immens mit. Wenn alles eitel Sonnenschein wäre, wär´s ein Film den man sieht und dann vergißt. Man meint, man müsse den Beiden auf die Sprünge helfen, um endlich ihr Glück zu finden, und wird so als Zuschauer irgendwie in die Geschichte eingebunden. DAS finde ich ist einfach Ang´s Meisterleistung.
__________________ If I lay here, if I just lay here....
would you lie with me and just forget the world?
All that I am, all that I ever was
is here in your perfect eyes, they´re all that I can see.
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06.05.2007 14:01 |
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Andi
Ranchbesitzer
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Zitat: |
Original von Fricky
Seine Vorstellungen vom Leben waren sehr bescheiden.
Es ging nicht darum das Leben um des Lebens willen zu Leben sondern um das zu vollbringen wozu man auf der Welt war.
Heiraten, Kinder kriegen, diese aufzuziehen, sehen wie sie heiraten etc...
Ennis lebt nicht um Spass zu haben sondern weil er seiner Meinung nach eine Aufgabe in dieser Welt hat die er nicht vernachlässigen darf.
Sein Leben war nie leicht gewesen und Spass spielte darin erst recht keine Rolle. |
Das seh ich absolut genau so.
Ennis war kein Mensch, der gelebt hat, um seine eigenen individuellen und persönlichen Wünsche, Träume und Bedürfnisse zu verwirklichen, in seiner Vorstellung vom Leben kam so etwas einfach nicht vor. Diese Einstellung hängt vermutlich schon zum Teil mit seiner Erziehung und der Gesellschaft aber vielleicht auch noch einfach aus dem Grund, dass er nun mal so ist, wie er ist zusammen. Ennis war nie wie Jack jemand, der träumt und Dinge in Erwägung zieht, die nicht ins Standard-Leben passen, schon von Haus aus nicht.
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07.05.2007 14:59 |
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siri
Ranchbesitzer
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Zitat: |
Original von Huck Finn
Und das fehlt mir bei Ennis. Er hätte einsehen müssen, dass er sich nicht mehr länger wehren kann, weil es ihn sonst umbringen würde ( letztlich tat es dann ja auch ) und er hatte doch nichts mehr zu verlieren. Also ich komme damit einfach nicht klar. Das ist alles so furchtbar trostlos. Andereseits geht es ja eben auch um verpaßte Lebenschancen, Irrwege, Selbstüberschätzungen und wie Menschen daran regelrecht verkümmern.
Ach, dass ist alles so furchtbar schrecklich... |
Ich finde es toll, dass du hier so einige Diskussionen wieder belebst, auch wenn ich momentan kaum Zeit habe mich intensiver damit zu beschäftigen. Vor allem finde ich es gut, dass du deine persönlichen Erfahrungen hier mit einbringst.
Ich sehe es so, dass Anni Proulx und auch der Film Ennis als Menschen zeichnen, der sehr stark durch seine Erziehung, die "enge" Sichtweise der Umgebungung des mittleren Westens und durch seinen eigenen stoischen Charakter geprägt ist.
Jack ist einer ähnlichen Umgebung aufgewachsen, ist aber durch seinen Charakter viel eher bereit, sich f ür sein Glück und seine Vorstellungen vom "guten Leben" von den engen Vorstellungen zu lösen und gewisse Risiken einzugehen. Er ist für mich im Gegensatz zu Ennis ein Mensch mit Visionen und Träumen.
Ich denke, Jack hätte einiges tun können/müssen, um Ennis zu gewinnen, hat es wohl aber aus Angst vor Ennis' Reaktion nicht gewagt. Eine Möglichkeit wäre nach der Scheidung von Ennis gewesen. Auch nach dem letzten Treffen war durch die Auseinandersetzung so viel in Gang gekommen, dass zu diesem Zeitpunkt wohl eine Chance bestanden hätte. Wir hatten schon mal eine interessante Diskussion zu den Thema, was Jack hätte tun können.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von siri: 07.05.2007 18:04.
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07.05.2007 17:09 |
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Sindy
Truthahnschneider
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Ich möchte gerne die Herrin über sie Zeit sein, alles zurückdrehen und den Beiden noch mal eine Chance geben....zählt das auch?? ?
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07.03.2009 23:56 |
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